Kulturzeit - Herbst 2019
C/O Berlin präsentiert Fotoausstellung über Berlins Technofans
Die Fotografie-Institution C/O Berlin zeigt die Entwicklung der Clubszene seit dem Mauerfall und verwandelt sich selbst für einige Nächte in einen Tanztempel
Bis zur Schließung 2015 war das ehemalige Stadtbad Wedding ein Club: das Stattbad Wedding. FOTO: GIOVANNA SILVA
Max Müller
Ohne Stempel läuft gar nichts. In Clubs auf der ganzen Welt ist der Stempel das universelle Zeichen, dass man eintreten, sich im Wummern der Bässe verlieren darf und die Nacht zum Tag macht. Einen Stempel gibt es auch bei C/O Berlin – zumindest ein Video davon, wie Unterarme gestempelt werden. Diese Sequenz eröffnet die Ausstellung „No Photos on the Dance Floor!“, die sich mit der Entwicklung der Berliner Clubszene seit dem Mauerfall beschäftigt und bis zum 30. November im Amerika-Haus unweit des Bahnhofs Zoologischer Garten besucht werden kann.
Im Gegensatz zu den wilden 90er-Jahren, als Hausbesetzer, Künstler, Galeristen und DJs vor allem Ost-Berlin als Spielwiese entdeckten und in leer stehenden Häusern, alten Fabrikgebäuden und auf brachliegenden Flächen ihre teils improvisierten Clubs hochzogen, geht es bei C/O Berlin deutlich geordneter zu.
Ohne Stempel läuft gar nichts. In Clubs auf der ganzen Welt ist der Stempel das universelle Zeichen, dass man eintreten, sich im Wummern der Bässe verlieren darf und die Nacht zum Tag macht. Einen Stempel gibt es auch bei C/O Berlin – zumindest ein Video davon, wie Unterarme gestempelt werden. Diese Sequenz eröffnet die Ausstellung „No Photos on the Dance Floor!“, die sich mit der Entwicklung der Berliner Clubszene seit dem Mauerfall beschäftigt und bis zum 30. November im Amerika-Haus unweit des Bahnhofs Zoologischer Garten besucht werden kann.
Im Gegensatz zu den wilden 90er-Jahren, als Hausbesetzer, Künstler, Galeristen und DJs vor allem Ost-Berlin als Spielwiese entdeckten und in leer stehenden Häusern, alten Fabrikgebäuden und auf brachliegenden Flächen ihre teils improvisierten Clubs hochzogen, geht es bei C/O Berlin deutlich geordneter zu.
Zunächst sind vor allem Fotografien zu sehen: Ansichten von Clubs, die es nicht mehr gibt. Ehrwürdige, längst geschlossene Institutionen. So sieht man das wasserlose Becken vom Stattbad Wedding. Im ehemaligen Schwimmbad konnten bis 2015 Techno- und vor allem Elektrofans feiern, während in den übrigen Anbauten bis zu 70 Künstler arbeiteten. Ganz in der Nähe hängt auch ein Bild vom alten Tresor. Der Techno-Club wurde 1991 im ehemaligen Tresorraum des Wertheim-Kaufhauses an der Leipziger Straße in Mitte eingerichtet. Sein Markenzeichen waren die aufgebrochenen Schließfächer, das rustikale Interieur und die harte, maschinelle Musik.
„No Photos on the Dance Floor“, also „keine Bilder auf der Tanzfläche“, ist zwar Konsens in Clubs, aber ohne die Menschen wären diese Räume nichts. So gibt es zahlreiche Aufnahmen von Menschen: aufwendig gestylt oder ganz normal gekleidet, feiernd, lachend, schwitzend oder ausgepowert. Besonders eindrucksvoll ist ein im Vergleich zu den anderen ausgestellten Bildern großes Porträt der in Berlin lebenden kanadischen Electroclash-Musikerin Peaches, das nach einem Auftritt entstanden ist. Und ja, natürlich spielt auch der Drogenkonsum der Clubszene eine wichtige Rolle. So sieht man auf dem Foto eines Spiegels zahlreiche zurechtgerückte „Lines“.


FOTO: SALVATORE DI GREGORIO
Obwohl auf eine lineare Beschreibung der Entwicklung verzichtet wird und alte neben neuen Aufnahmen hängen, bemüht sich C/O Berlin durchaus um eine geschichtliche Einordnung. So wird von der glorreichen Stürmer- und -Dränger-Zeit der 90er-Jahre gesprochen, ebenso wie von den 2000er-Jahren, als Billig- Fluglinien Woche für Woche Hunderte Tanzwütige nach Berlin brachten – für die Szene bedeutete das einen spürbaren Aufschwung. Ebenso widmet sich die Ausstellung dem Thema Verdrängung und Gentrifizierung und deutet den leisen Niedergang der hauptstädtischen Clubszene an.
Vielleicht steht ihr aber nur eine weitere Transformation bevor. Denn so schnell geht es mit der Partyhauptstadt Berlin bestimmt nicht zu Ende. Als temporärer Club bringt sich nun C/O Berlin selbst ins Spiel. An ausgewählten Tagen während des Ausstellungszeitraums verwandelt sich das Amerika-Haus in einen Dancefloor. Das passende Ambiente ist bereits hergerichtet. In einem Raum stehen massive Boxentürme, aus denen die Bässe wummern. Es ist halt die Macht der Nacht, die das Techno-Universum umtreibt.
Termine
C/O Berlin
Hardenbergstraße 22–24
Charlottenburg
Tel.: 030/28 44 41 60
www.co-berlin.org
No Photos on the Dance Floor!
Bis 30. November
Tgl.. 11–20 Uhr
Hardenbergstraße 22–24
Charlottenburg
Tel.: 030/28 44 41 60
www.co-berlin.org
No Photos on the Dance Floor!
Bis 30. November
Tgl.. 11–20 Uhr
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